Die vormals gewerblich genutzten Gebäude des Havelufer Quartiers sollen in den nächsten Jahren zu Wohnzwecken umgenutzt werden, die Planungen hierzu laufen. Bei der Entwicklung des denkmal-geschützten Gebäudeensembles wird besonders auf die Integration von Klimaschutz- und Energiekonzepten Wert gelegt.
Quelle Bilder: Wunderlich Stadtentwicklung
Seit 2021 wächst am Spandauer Havelufer eines der größten Wohnungsbauvorhaben Berlins. Das Projekt „Havelufer Quartier“ entsteht auf insgesamt rund 107.000 Quadratmetern des historischen Hertlein-Areal in Hakenfelde und wird nach Fertigstellung über 1.800 Wohnungen umfassen. Neben vier denkmalgeschützten Gebäuden wird sich das Wohnquartier aus weiteren 16 Neubauten zusammensetzen die allesamt bis 2024 fertiggestellt werden sollen. Benannt ist das Areal nach seinem Architekten, Hans Hertlein, der als Leiter des Bauwesens im Siemens-Konzern maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Industriestadtteils Siemensstadt hatte.
Neues Wohnviertel, alter Kern
Das neue Wohnviertel an der Streitstraße in Hakenfelde, nördlich vom Nordhafen Spandau gelegen, entsteht rund um das historische Siemens-Luftfahrtgerätewerk mit direktem Zugang zum Havelufer. Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein eigens für die Ansiedlung der Arbeiter von Siemens vorgesehener Industriestadtteil in Spandau. Mit der 1920 als Tochterunternehmen gegründeten Gesellschaft für elektrische Apparate entstand unweit der bis dahin bereits dicht bebauten Siemensstadt eine zusätzliche eigene Produktionsstätte, das Luftfahrtgerätewerk. Dort wurde im Zuge des starken Wieder-aufschwungs der Rüstungsindustrie speziell die Fertigung von Bauelementen und Gerätschaften der Luftwaffe als eigener Betriebsteil zusammengefasst.
Das gesamte Areal überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet. Nach dem Krieg beherbergte die ehemalige Produktionsstätte zunächst ein Krankenhaus sowie eine Schule. Ein Großteil der Gebäudekomplexe wurde zwischen den Jahren 2000 und 2002 grundlegend saniert. Seitdem ist das frühere Siemens-Luftfahrtgerätewerk unter dem Namen „Carossa Quartier“ als Einkaufs- und Gewerbezentrum genutzt worden.
Aufarbeitung der NS-Zeit im Quartier
Die historischen Lagerhallen, in der früher Zubehör und Ausrüstung für die Luftwaffe gefertigt wurden, werden künftig zum Mittelpunkt des Havelufer-Quartiers. Zur Quartiersentwicklung gehört jedoch auch die Aufarbeitung der Geschichte des ehemaligen Rüstungsstandortes. In der Zeit des Nationalsozialismus mussten Zwangsarbeiter in den bereits erwähnten Luftfahrtgerätefabriken kriegswichtige Geräte herstellen. Eine hohe Sterblichkeit aufgrund der enormen Arbeitsbelastung, der schlechten Versorgung und der menschenunwürdigen Behandlung sind charakteristisch für die damaligen Arbeitsverhältnisse. Mittels Gedenktafeln, einer Geschichts-App sowie Führungen über das Gelände soll künftig auf die bewegte Geschichte des Areals aufmerksam gemacht werden.
Wohnumfeld und soziales Miteinander
Zusätzlich zu Restaurants, einer Wäscherei und einer Fahrradwerkstatt werden auf dem Gelände auch eine Paketannahmestelle sowie verschiedene Elektromobilitätsangebote bereitgestellt. Ergänzend dazu sind diverse Nachbarschaftsangebote geplant, darunter Kräutergärten und Hochbeete, die gemeinschaftlich bewirtschaftet werden können. Nachhaltigkeit ist ein zentraler Aspekt dieses neuen Quartiers, weshalb die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DNGB) dem Havelufer Quartier das Gold-Siegel verliehen hat.
Umsetzungsstand:
In Umsetzung
Bauherr:
Kauri CAB Group
Zuständige Abteilung:
Bezirksamt Spandau, Abt. Bauen, Planen, Umwelt und Naturschutz
Stadtentwicklungsamt